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Seit unserer Residenz zu Notationsverfahren im LAB Frankfurt am Main forschen wir, das Kollektiv VOLL:MILCH, an nota als digitaler Probebühne für die Freie Szene. Wir verstehen nota als Sichtbarkeitsmaschine für Recherche- Konzept- und Probearbeit im Freien Theater. In dieser digitalen Probebühne untersuchen wir Recherchen auf ihr szenischen Potential hin und entwerfen Bühnenszenarien. Mit dieser Konzeption von nota berufen uns auf die gleichnamige Publikation des Theaterwissenschaftlers Andreas Wolfsteiner und begreifen das „[...] Denken in Szenarien [...] als ein praktisches Wissen, das immer erst dann wahrnehmbar gemacht wird, wenn vermittelnde Sichtbarkeitsmaschinen – Aufführungen, Filme oder auch elektronische Bildgewebe – es im Entwurf als mediatisierte Handlung zur Erscheinung bringen.“ (Andreas Wolfsteiner: Sichtbarkeitsmaschinen. Zum Umgang mit Szenarien, Berlin 2018, S. 25.).
Als ein Werkzeug von der Freien Szene für die Szene wurde nota 2019 beim Mentorship-Programm des PAP Berlin weiterentwickelt und erstmals öffentlich vorgestellt. Mit nota war VOLL:MILCH 2019 beim Theater Der Dinge und hat 2020 in einem Betatest lokale Testgruppen des Bündnis internationaler Produktionshäuser vernetzt. Im selben Jahr waren wir mit nota zweimal beim FFT Düsseldorf: beim Symposium Game on Stage und in der Reihe Digitales Foyer.
Von KAMPNAGEL wurden wir 2021 mit drei #TakeCareResidenzen unterstützt, um nota als digitalen Proberaum weiter auszubauen und zu erforschen. Und im Zusammenhang mit nota haben wir im NEUSTART KULTUR Programm #takeAction des Fonds Darstellende Künste erfolgreich Förderung beantragt für die so selten bezahlten VORARBEIT: Den Vorüberlegungen, dem Herantasten, dem Recherchieren, Ansammeln und Vorsortieren, den Vorgesprächen, dem Bereitstellen sowie der Sammlungs- und Datenpflege gaben wir mit diesen Mitteln besondere Aufmerksamkeit und Raum. Mit VORARBEIT IST KLASSE! haben wir in unserer Montagesoftware nota hunderte populäre Arbeitsbilder gesammelt. Wir konnten den Vorarbeiten der Theaterarbeit und unserem digitalen Recherche- und Montagewerkzeug die Aufmerksamkeit geben, die nachhaltige Kollektivarbeit braucht.
Den oft wenig beachteten, aber zeitintensiven „Vorarbeiten“ soll auch in den kommenden Jahren innerhalb unserer Konzeptionsförderung des Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen unter dem Titel SICHTBARKEITSMASCHINEN eine besondere Aufmerksamkeit zukommen. In nota kann Recherchematerial noch vor der ersten Bühnenprobe auf sein szenisches Potential hin überprüft werden. Das hat grundsätzlich mit der langen Zeit zu tun, die man im nota Raum mit den Recherchefragmenten verbringt; denn in nota zeigt sich das Material ständig und verschwindet nicht hinter Dateinamen. Darüber hinaus greift nota mit seinen Montage-Möglichkeiten einen wesentlichen Aspekt unserer Theaterästhetik auf. In nota zeigt sich, ob Einzel-Recherchen eher für sich stehen und einen eigenen Kosmos bilden oder ob sie erst durch die Montage mit anderen Fragmenten interessant werden. Außerdem können einzelne Recherchen einen separaten nota Raum bekommen: Hier können sie sich ausbreiten oder als digitale nota-Essays einen eigenen ästhetischen Ausdruck finden.
>> Beispiel für ein nota-Essay aus VORARBEIT IST KLASSE!: https://nota.space/?user=b&room=recording%20artist
Impressionen des Bündnis Betatests
notastage