Monster Control District (MCD) ist ein 2017 in Berlin und Frankfurt am Main gegründetes Künstler:innenkollektiv bestehend aus dem Kameramann und Filmemacher Moritz Friese, dem Theaterkollektiv VOLL:MILCH, der Szenografin und Medienkünstlerin Ariane Trümper und dem Programmierer Nils Bultjer. Der MCD agiert zwischen Berlin, Niedersachsen und Rotterdam und entwickelt neben filmischen und theatralen Arbeiten unter anderem auch ein Computerprogramm zur Notation künstlerischer Montage-Praxis. Der MCD interessiert sich für das Verfahren der Montage in ganz unterschiedlichen Medien und nutzt das Computerprogramm „nota“ als digitalen Montagetisch für seine künstlerische Praxis. Aufgabe und Ziel des Monster Control District ist das in Szene setzen unserer monströsen Jetztzeit. Hierzu hat sich der Monster Control District den 2016 begonnen Monster Zyklus von VOLL:MILCH angeeignet, welcher in einem kollektiven Opernprojekt 2019/2020 seinen Höhepunkt finden wird. Die Oper erscheint uns als monströse szenische Kunstform für eine Auseinandersetzung mit der Monstrosität der Jetztzeit prädestiniert.
Im April 2017 haben wir im Rahmen einer Residenz im Frankfurter LAB die erste Arbeitsphase für die Oper begonnen. Innerhalb dieser Residenz lag der Fokus auf der Erarbeitung einer gemeinsamen Notation der unterschiedlichen künstlerischen Arbeiten, um mit dieser Notation die Grund lagen für unser gemeinsames Arbeiten zu legen. Ein Video Fundstück aus dem Jahr 2015 stand am Anfang unserer szenischen Forschung: Die Aufnahme der Sitzung des „Litchfield Mosquito Control District“ zeigt Chairman John und seinen Vice Alfred. Das Besondere: diese beiden Männer sind die einzigen anwesenden Teilnehmer der Sitzung, die dennoch streng nach Protokoll abläuft. Wir haben dieses groteske Video in seine einzelnen szenischen Elemente zerlegt, um die so entstandenen Montageteile zu notieren, wieder neu zu montieren und in einem szenischen Rahmen zu inszenieren. Die entstandenen Notationsmodelle sollen als Werkzeuge dienen, um die Oper inhaltlich zu fokussieren und für unterschiedliche Montageteile eine Partitur erstellen zu können.
In den zweieinhalb bis drei Jahren bis zur Aufführung der Oper als Gesamtmonstrosität werden in mehreren Monster Control District Meetings einzelne Montageteile produziert und in eigenständigen Aufführungen präsentiert.
Bisherige Arbeiten:
Filmessay
Lichter Filmfest in Frankufrt am Main (3.4.2018)
4. Woche der Kritik in Berlin (14.- 22.2.2018)
Hungry Eyes Festival in Gießen (30.7.2017 im Rahmen des Kurzfilmprogramms)
"Air Time" montiert Videofragmente einer Sitzung des „Mosquito Control District“ Litchfield (USA) mit Live-Webcams verschiedener Orte der Welt. Das Filmessay behandelt so das Verhältnis des Menschen zu sich und seiner Umwelt und wie dieses durch Kameras und die (Selbst-)Aufnahme gestaltet ist.
Mit der Sitzung des „Mosquito Control District“ hat sich der MCD schon während seiner Gründungsresidenz im Frankfurt LAB 2017 beschäftigt.
Computerprogramm
Das Online-Programm nota befindet sich seit unserer Residenz zu Notationssystemen im LAB FFM in Produktion und eröffnet einen unendlichen digitalen Raum zur Dokumentation und Anordnung von Schrift-, Bild-, Video- und Audiodateien. Das Programm fungiert als digitaler Arbeits- und Montagetisch, der diese Medien als modifizierbare Montageteile in sich integriert. So lassen sich die einzelnen Materialien divers anordnen, vielfältig platzieren und in Beziehung setzen. nota stellt so ein wichtiges Hilfsmittel dar, um komplexe konzeptuelle Gedanken und Ideen auf einer digitalen Oberfläche zu visualisieren.
Im April 2017 haben wir mit der Entwicklung von nota begonnen und seither ist das Programm ein wichtiger Bestandteil unseres szenischen Schaffens. Am 19. Januar 2018 wurde nota in einer Beta-Version zum ersten Mal einer Öffentlichkeit präsentiert: Im Rahmen des "Digitalisierungstriple II" des Performing Arts Programm Berlin wurde der jetzige Stand des Programms vorgestellt und zum Gegenstand eines Austausches über digitale Abbildungsräume szenischer Arbeiten.
nota wurde bei der re;publica19 präsentiert.
Forschungsresidenz
multimediale Installation im FRANKFURT LAB
Wir haben eine Welt in ihre Einzelteile zerlegt, geordnet, analysiert, neu montiert und wieder demontiert. Wir haben Räume geschaffen, zerstört, aufgeschichtet und Rahmen gesprengt. Wir haben uns dem Monströsen zugewandt und Normalisierung betrieben, um neue Monster entstehen lassen zu können. Wir haben Begriffe gesucht, verworfen und gefunden und haben das Notieren als ästhetische Praxis begriffen. Dabei ist unter anderem das Computerprogramm NOTA zur Notation szenischer Arbeiten entstanden.
Gruppen- und Einzelbiographien von VOLL:MILCH finden Sie HIER.
Trümper :: Friese :: Bultjer ::
Die deutsche Szenografin und Künstlerin Ariane Trümper (*1984, wohnhaft in Rotterdam) studierte Modedesign in Berlin, Szenografie in Groningen / NL und arbeitete für mehrere Jahre als Film und Theaterschaffende in Deutschland und Frankreich. Arianes Arbeiten thematisieren die Erfahrung des Selbst im Raum, gefiltert durch Technologie und die eigenen Wahrnehmungsprozesse. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit und befinden sich auf den Grenzen zwischen Kunst, Theater und Wissenschaft. Sie ist Redaktionsmitglied bei Platform Scenography, einer niederländischen Vereinigung von Dramaturgen, Szenografen und Theaterwissenschaftlern, die das szenografische Denken und Arbeiten erforschen, und sie arbeitet regelmäßig als Gastdozentin an der Hochschule der Künste in Utrecht. Neben diesen und ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Künstlerin und Szenografin, arbeitet Ariane als Bühnenbildassistentin, unter anderem für Johan Simons Alceste (Ruhrtriennale, Bochum 2016). (Gründungsmitglied MCD).
Nils Bultjer hat 2010 begonnen Audiovisuelle Medien in Stuttgart zu studieren und wechselte Ende 2011 zum Studienfach Informatik, welches er 2018 mit einem Master of Science abschloss. Er hat sich in seinem Studium auf die Entwicklung neuronaler Netze fokussiert, beispielsweise zur Analyse von Schrift oder Generierung von Musik. In seiner Masterarbeit untersuchte und entwickelte er Algorithmen zur Analyse der Ähnlichkeiten von Musikfragmenten. 2015 erarbeitete er im Rahmen des SpaceBot Camp die Bildanalyse für die Geländeerkennung eines autonomen Roboters. Für das Opernprojekt des Monster Control District entwickelt er zur Zeit eine digitale Oberfläche zur Notation und Montage verschiedener Künste. (Gründungsmitglied MCD).
Moritz Friese ist Kameramann und Filmemacher. Er lebt in Berlin wo er sein Studium in Bildgestaltung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) abschließt. Mit dem Kollektiv VOLL:MILCH arbeitete er an mehreren Projekten, so gestaltete er 2015 etwa für das Theaterstück REFUGEE HOMECARE einen Langfilm für drei Leinwände. Zuletzt inszenierte er 2017 mit dem Regisseur Faraz Fesharaki zusammen den Kurzfilm IT'S A CRIMINAL WASTE TO GIVE THIS FILM A POSTPRODUCTION. (Gründungsmitglied MCD).